"Rolze?! Hast du gerade ROLZE gesagt?"

"Fitnessraum?" -"Ja, FITNESSRAUM."

"Fitnessraum?", fragte mein Mann ungläubig, wobei seine Augenbrauen immer noch an seiner Stirn festgetackert schienen. "Ja, FITNESSRAUM. Und jetzt tu bitte nicht so." - "Wie denn?" - "Na, so, als ob ich noch nie da war und als ob das völlig abwägig wär...du glaubst mir das immer noch nicht, dass ich meiner ROLZE den Kampf angesagt habe, hä?" Na bitte, endlich die Augenbrauen kamen runter - aber der skeptische Gesichtsausdruck blieb. "Doch, doch. Ist schon ok....was hast du jetzt vor?", tja und in solchen Augenblicken der zwischenmenschlichen Kommunikation, verspüre ich plötzlich den inneren Drang den nächst besten Gegenstand zu ergreifen und meinem Gegenüber inmitten sein fragendes Gesicht zu werfen. Hatte ich auf chinesisch gesprochen? "Ich geh´ Sport machen - in den F I T N E S S R A U M. Auf der Dienststelle.", "Aha.", entgegnete mir meine bessere Hälfte und drehte sich um und lief die Treppen hinunter ins Wohnzimmer. Aha? AHA?! Na schön. Aha, halt. Ich musste unwillkürlich meinen Kopf schütteln. Ich hatte keine Lust auf eine Diskussion - schon gar nicht wegen sowas Blödem. Also schön. Ich blickte nochmals in den Spiegel - also soooo schlimm war es ja wirklich nicht. Gut, die Schenkel sind schon gut bestückt und naja, die ROLZE zeichnete sich etwas ab. Ich drehte mich seitlich, zog den Bauch ein und hielt kurz die Luft an. Na bitte. Meine Oberweite macht glaub ich etwas wett. Apropo Oberweite: was hab ich für einen MÖRDERBUSEN bekommen während der Stillzeit. Mein lieber Schieber! Mir war das gar nicht so bewusst, bis wir uns vom Geburtsvorbereitungskurs wieder zum "Babytreff" getroffen haben - alle Babys nuckelten genüßlich ohne weitere Hindernisse an den Brüsten ihrer Mutter - nur ich musste meine Brust festhalten, damit meine Kleine nicht an der Masse erstickt. Aber die "schnurren ja wieder ein" meinte mein Mann irgendwann beiläufig, als ich verzweifelt versuchte meine Busen in den BH zu stopfen. Einschnurren -das klingt, als wenn ein aufgeblasener Luftballon die Luft verliert. Furchtbar - also manchmal kann er so charmant sein wie eine Klobürste. Aber ich denke mir nichts weiter dabei. Männer sagen nun mal meistens das, was sie in dem Moment denken - ich glaube, die können nicht anderst. Das ist nicht so wie bei uns Frauen, bei denen der Gedanke noch zehn weitere Gedanken und Folgedanken durchläuft und vielleicht schließlich den Weg über unser Sprachorgan findet. Ich weiß, kann manchmal auch ganz kompliziert sein - aber dafür müssen wir nicht in den nächsten zehn Sätzen um Ausreden oder Umschweifungen bemühen...;)naja, egal. Passt schon. So, wo waren wir? Ja, genau: Busen. Mein Sport-BH stammt ebenfalls aus meiner "Schlank-Zeit". Hm, "aber geht schon", dachte ich laut.
Wenige Minuten später hatte ich unser Reihenhäuschen verlassen - ich atmete tief ein...hmmm...tolles Wetter. Der Geruch von verbrannter Holzkohle lag in der Luft - da grillt bestimmt jemand, ging es mir durch den Kopf. Ja, fast zu schön, um eine Stunde im muffeligen Keller unserer Dienststelle zu verbringen. Aber andererseits war mir das zehn Mal lieber, als durch die Nachbarschaft zu joggen - an einem Sonntagnachmittag auch noch, wo bei diesem tollem Wetter alles draußen im Garten saß oder vom Spaziergang zurückkam - nö, nö. Meinen Gelenken wollte ich auch nicht im untrainierten Zustand gleich eine geteerte Joggingstrecke zumuten - da war mir der Stepper bzw. der Ergomether schon sympathischer.
"Hallo, Frau Nachbarin. Sind Sie heute sportlich?", "Ja, ja. Muss auch mal sein. Hallo Frau Baktus!", - wie kann eine so freudliche, ältere Dame einen so fiesen Namen habe - dachte ich jedes Mal, wenn ich ihr begegnete.
Es dauerte nicht lange, dann betrat ich auch schon das Gelände. Zwei Kollegen von uns (mein Mann und ich arbeite beide an derselben Arbeitsstelle), standen vor dem Hintereingang und rauchten. Einer von ihnen schaute auf seine Uhr. "Was machst du schon hier? Ziehst du deinen Dienst eine Stunde vor? Kannst aber auch gleich anfangen..." - typisch Manuel, dachte ich. "Ne, ich schaff heut nicht." und nahm die Türklinke in die Hand. "Bist du jetzt nur zum "Sporteln" gekommen?", wieder wurde ich mit hochgezogenen Augenbrauen angeschaut. "Jep. Bin ich.", antwortete ich knapp und hüpfte rhytmisch die Treppe hinuter in das Untergeschoss. Hoffentlich kommt Keiner zum Gaffen runter, dachte ich noch, während ich den muffeligen Trainingsraum betrat. Ich schaute mich um. Hmmm, Stepper. Gut. Du und ich - wir zwei werden heute das Vergnügen haben. Etwas altertümlich sah er ja schon aus - aber dafür ist es kostenfrei...na dann! Auf gehts! Stopp! Was ist mit Musik? Ich brauche beim Sport machen Musik, die jede Faser meines Körpers zur Bewegung animiert - also so richtig rhytmisch und laut. Und was eigent sich da besser als Balkan-Folklore und Popmusik? Meine Eltern stammen aus dem ehemaligen Jugoslawien und obwohl wir Kinder hier geboren und aufgewachsen sind, lassen sich die Wurzeln einfach nicht leugnen. So besorge ich mir regelmäßig aktuelle Hits vom Balkan, die ich dann beispielsweise beim Wohnungsputz oder beim Autofahren dann lauthals mitsinge und natürlich auch tanze. Also BESTENS geeignet zum Sport machen. Kritisch blickte ich zu der kleinen HiFi-Anlage in unserem Fitnessraum. Nein, also so mutig bin ich jetzt auch wieder nicht. Wenn ich die CD da jetzt reinmache, dann kommt garantiert jemand runter und glotzt, überlegte ich kurz und schaltete meinen mitgebrachten Discman ein. Ja, ich weiß, im Zeitalter von MP3-Playern einen Discman mitzunehmen...nicht gerade zeitgemäß - aber hej, ich habe sogar noch einen klassischen Walkman - also mit Kasette und ich glaube, da bin ich nicht die Einzige.:)
Also, los gehts. Musik an und auf den Stepper. Der Stepper scheint wirklich nicht mehr der Jüngste zu sein. Einige Roststellen zeichnete sich auf dem rechten Fußteil ab - ich glaube, das kommt vom Schwitzen. Ja, was für Ferkel haben denn hier trainiert? ging es mir durch den Kopf. Hätten ja wenigstens die Sauerei wieder wegmachen können...vorsichtig bestieg ich das gute Stück. Auch das noch! Während man sich auf dem Ding abmüht, blickt man unwillkürlich in einen riesigen Spiegel und - ich kann mir nicht helfen - aber hier, bei diesen Lichtverhältnissen - sieht mein Spiegelbild nicht gerade vorteilhaft aus. Na toll! Aber egal. Bin ja alleine und heute ist Sonntag.
Langsam tretete ich los - Stufe 4 war eingestellt. Na, also das war mir wirklich zu "luschihaft". Machen wir Stufe 6. So, los gehts. Während ich so vor mich hin steppte, betrachtete ich erneut mein Spiegelbild. Also, so muss es sein - einfach draufhinarbeiten. Ich versuchte mich daran zu erinnern, wie es vor etwa vier Jahren war, als ich das letzte Mal so vorm Spiegel trainierte. Da war ich fit! Meine Schenkel begannen sich langsam zu melden - ich blickte auf die Uhr. Ich war doch gerade erst zwei Minuten auf dem Ding! Also gut. Eine Stufe wieder runter - wir wollen uns ja nicht gleich übernehmen, am ersten Tag. Muskelkater werd ich sowieso haben. Wenige Augenblicke später hatten sich auch meine Oberschenkel an die Belastung gewöhnt und ich konnte rhytmisch "absteppen". Lautlos sang ich die Lieder mit und schaute mich dabei immer im Spiegel an - ich tanzte richtig mit. Der Stepper wackelte etwas - ich glaub der stand nicht ganz in der "Wasserwaage". Aber mich juckte das reichlich wenig. Geschlagene 30 Miuten später - ich bin ja so stolz auf mich - stieg ich herab und dehnte mich ausgiebig. Auweija, was bin ich verkürzt, dachte ich. Da muss echt was geschehen...aber dafür bin ich ja da. Ich wandte mich der Sprossenwand zu. Vom Stepper beflügelt beschloss ich: So, also ich werde ja wohl mindestens fünf Mal meine Beine heben können, wenn ich da dranhänge, überlegte ich und kletterte zwei Stufen hinauf. Ich hängte mich rücklinks ein und hing. Ich konnte kaum mein Gewicht mit meinen beiden Armen halten, geschweige denn - meine Beine senkrecht anheben. Das darf jetzt wirklich nicht wahr sein! Welche Blamage! Völlig entkräftet musste ich nach zwei missglückten Versuchen, von der Sprossenwand heruntersteigen. Nicht weiter schlimm. Aber irgendwie musste ich effektiv meiner Rolze entgegenwirken...was war denn das? Ich blickte durch den Raum und betrachtete ein Gerät, dass nach "Schwarten-foltergerät" aussah. Kennt ihr das? Man setzt sich hin, hängt die Beine unten ein und liegt schräg nach Unten. So, und dann muss mann SitUp´s machen - aus eigener Kraft -aus einer "negativen Ebene" sozusagen -also ein richtiges (um es in den Worten meiner Schwester auszudrücken:) "Ficki-Ficki"-Teil. "Geil, DAS ist es!", rief ich entzückt. Ich setzte mich drauf und legte los. Überrascht, dass es mich nicht völlig fertigmachte -also ich möchte jetzt nicht angeben - machte ich gleich mal 20 Wiederholungen. Zwei Minuten Pause und dann nochmal 20 Stück. Bei den letzten Zehn verspürte ich bereits ein leichtes Brennen unterhalb der Rippen - aber laut einer österreichischen Sportexpertin - ich weiß ihren Namen nicht mehr - "darf es ruhig brennen." Na also, das Feuer war an! Schön. So und noch ein bisschen Dehnen muss sein. Vor dem Spiegel natürlich. Mittlerweile sang ich die Lieder laut mit, die in meine Ohren drang - was solls, dachte ich endorphinbetäubt, hier wird mich schon Keiner hören...und begann zu tanzen. Ich wakelte mit der Hüfte, drehte mich, hüpfte auf und ab und schwang meinen Kopf hin und her. Als ich mich wieder hüftkreisend dem Spiegel zuwandte starrten mich plötzlich zwei weitere Augenpaare ungläubig an. Mir blieb in diesem Momentan fast das Herz stehen! Ich erstarrte und nahm die Kopfhörer herunter. "Was machst du da?", fragte mich einer meiner Kollegen und musste sich sichtlich das Lachen verkneifen.
...Fortsetzung folgt...;)

 

...so, komme endlich dazu Euch weiterzuerzählen...ich muss schon sagen, hat irgendwie schon suchtpotential das Ganze hier...aber fühlt sich saugut an. Ich glaube, ich hätte das schon viel früher machen sollen - aber man kann noch so viel schreiben- was nutzt es, wenn es ungelesen bleibt? - All die positiven Rückmeldungen freuen mich jedenfalls riesig!

Aber weiter geht´s:
Wie versteinert blieb ich stehen. Wie peinlich war das denn?! Meine beiden Kollegen standen immer noch in der Türe und starrten mich an. "Nach was sieht´s denn aus?", so, nun mal schön die Fassung wahren und trotz hochroten Kopf souverän wirken. Sollen sie doch denken, was sie wollen! Betont langsam schaltete ich meinen Discman aus und wickelte das Kabel ein. "Naja...", begann einer von Beiden, "...Manuel hat gesagt, dass du zum Sport machen gekommen bist und da..., also ich muss schon sagen...hihi, so hab ich dich ja noch nie gesehen..." , nö, ist klar. Hat er mich noch nie gesehen. Seit wann tanzt man während dem Arbeiten hüftkreisend zu Balkan-Folklore und singt lauthals auf serbo-kroatisch mit?! Richtig! Gar nicht. Während ich überlegte, ob ich meinem Kollegen Manuel im nächsten Dienst scharfen Senf in seinen Schokomuffin spritzen sollte - ging ich zu meinem Rucksack und holte meine Wasserflasche hervor. Im Augenwinkel konnte ich erkennen, dass sie den Blick nicht von mir abwandten. Ich hab doch nicht nackt an der Stange getanzt oder irgendwelche obszönen Bewegungen gemacht - nicht einmal dran gedacht, hab ich! Was haben die denn? Ich nahm einen großen Schluck - das tat gut. Die glotzten ja immer noch! Wie komme ich nur aus dieser Nummer wieder raus?, überlegte ich krampfhaft, während ich meine Wasserflasche fast völlig leer trank. Wie bestellt vibrierte es plötzlich aus meinem Rucksack. Hektisch kramte ich mein Handy hervor, mein Rucksack fiel von der Holzbank und der gesamte Inhalt breitete sich auf dem Boden aus - ein Handtuch, mein Schlüsselbund, mein verloren geglaubter Kugelschreiber und natürlich drei Tampons. Und wie könnte es auch anderst sein - auch noch die superdicken Torpedos. Fast daumendick. Na wunderbar! Ich glaube, ich hätte mich nur halb so sehr geschämt, wenn es so kleine mini o.b. ´s gewesen wären - das hätte so etwas Unschuldiges gehabt. Ich finde es schon jedes Mal etwas unangenehm, die Packung "supersaugstark" zwischen Joghurt und Bananen legen zu müssen. Aber was solls! Peinlicher konnte es jetzt kaum werden. Ich tat einfach so, als hätte ich die "Tampons-Blamage" nicht bemerkt und nahm mein Handy in die Hand. "Mama ruft an" stand auf dem Display. "Ja?", meldete ich mich. "Hi! Ich bins. Bist du nicht zu Hause? Ich hab grad bei Euch angerufen - aber...warte mal kurz...he, hallo! Nicht da hin - da hinten, hab ich gesagt! Ja, genau - nein, nicht da - da, jaaa, da. Sag bitte deinem Vater, dass er eine Packung "Weißer Riese" mitbringen soll - die sind grad im Angebot...ja, ok." Im Hintergrund hörte ich die Stimme meines Bruders. "So, jetzt, wo waren wir - ja. Wo bist grade? Hast du Zeit, oder ist es gerade schlecht?", darf ich vorstellen? Meine Mutter LIVE. "Äh, Mama, ist es dringend?" - meine beiden Kollegen standen immer noch da. Die superdicken Tampons hatten mir offensichtlich die Show gestohlen. Na immerhin! Naja, seine Freundin hat ja schließlich noch keine Kinder zur Welt gebracht, ging es mir durch den Kopf - die hat bestimmt noch die süßen mini Tampons. "Ne, passt schon, ruf mich einfach später nochmals an, ja? Bis dann!", meinte meine Mutter und legte auf. Etwas irritiert nahm ich mein Handy vom Ohr und sah meine beide Kollegen an. Plötzlich musste ich lachen. Ich prustete los, musste mir den Bauch halten und beugte mich nach vorn. Jetzt hättet ihr sie mal sehen sollen! Ich musste unwillkürlich Grunzen beim Luftholen, kennt ihr das? Und jetzt war es vorbei! Ich weiß nicht, ob es ein plötzlicher Endorphinschub war, oder einfach nur diese saudoofe, peinliche aber eigentlich oberlustige Situation. Da steh ich da: mit völlig durchschwitzten, etwas - na sagen wir: knappen Sportklamotten und hochroten Gesicht. Weiß soeben noch nicht, wie ich mich aus meiner Folklore -Bauch-Hüfttanznummer rausreden soll und im nächsten Moment kullern mir meine dicken Tampons vor die Füße. Von meinem Lachanfall angesteckt, begannen die beiden ebenfalls an zu kichern. "Also du bist echt der Koffer! Weißt du das? Also echt! Der nächste Kaffee geht auf mich!", meinte einer von beiden und wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. Na also. Geht doch! So, aber jetzt nichts wie weg hier, dachte ich und sammelte meine Sachen wieder ein. "Also, bis dann! Und übertreib´s nicht, gell?" - "Ne, ich geh jetzt auch wieder -war sowieso fertig."
Zuhause angekommen, bemerkte ich beim Treppensteigen, dass sich Muskelkater an meinen Oberschenkeln breit machte. "Und, wie wars? Deine Mutter hat angerufen - hat dich jemand gesehen?", das war ja mal wieder typisch! Drei Fragen auf einmal - aber kein: Hallo Schatz, ich hab Abendessen gemacht - geh du ruhig duschen und erzähl dann mal in aller Ruhe wie es dir ergangen ist. - oder so ähnlich zumindest. "Wann machst du Essen?", kommt mir prompt entgegen. Hach, so ist das halt. Ich geh aber trotzdem erst mal duschen, dachte ich, gab meinen beiden Kindern jeweils einen dicken Kuß auf die Stirn und verschwand ins Bad.
...fortsetzung folgt...;)