Nicht weil es schwer ist, wagen wir es nicht ...

Das Startgewicht ist 126 Kilo. Mein BMI ist 48,4. Das ist die schwerste Form von Adipositas, der Schweregrad III. Klar sehe ich schnell Erfolge. Das habe ich mit den unterschiedlichsten Diäten schon zig Mal durch. Aber ich schaffe es nicht, das Gewicht zu halten. Ich bin eine echte Jojo-Spezialistin. Eins habe ich mittlerweile begriffen. Alleine schaffe ich die Gewichtsreduktion nicht. Im Gegenteil, unbegleitet wird es einfach nur mehr und mehr und mehr. Deswegen war ich gestern richtig froh, dass mein Arzt so ein offenes Ohr für mich hatte.

Ich denke, in dem Adipositas-Zentrum bin ich bestimmt ganz gut aufgehoben und vielleicht habe ich ja Glück und die abendlichen Heißhungerattacken bleiben durch das Absetzen des Medikaments aus. Denn abnehmen verbunden mit dem ewigen Gefühl, Hunger zu haben, klappt auf die Dauer nicht. Gestern Abend habe ich die Tablette weggelassen und der Hunger blieb auch weg. Wenn es so weiter ginge, reicht vielleicht der Kurs im Adipositas-Zentrum.

 

Angesichts der Tatsache, dass ich mir gerade sage, dass ich die Gewichtsreduktion nicht alleine schaffe und Hilfe brauche, finde ich eigentlich, dass ich sehr ehrlich zu mir bin.

Natürlich will so eine OP wohl überlegt sein. Ein Magenband oder einen Ballon würde ich auch nicht haben wollen. Das Einzige, was mich wirklich vorstellen kann, ist die Magenverkleinerung. Aber es ist nicht so, dass ich das unbedingt haben will, weil ich denke, dass ich sonst nicht abnehmen kann. Eigentlich wüsste ich schon, welchen ich Weg ich einschlagen muss, um abzunehmen. Ich weiß, dass es nur mit einer Ernährungsumstellung geht und die Sache ist auch die. Selbst wenn man sich einer solchen OP unterzieht, auch dann musst Du die Ernährung umstellen und diszipliniert sein. Sonst klappt es auch dann nicht und diese OP wird ja auch nicht einfach mal eben genehmigt. Da muss im Vorfeld ziemlich viel in dem Vorbereitungskurs abgeklärt werden, um zu sehen, ob diese OP überhaupt Sinn macht, oder ob es doch einen anderen Weg gibt, um das Ziel zu erreichen.

In erster Linie geht es mir um den Kurs, der im Vorfeld besucht werden muss. Ich möchte mich gerne zusammen mit anderen Menschen hier aus der Region mit meinem und natürlich auch mit deren Abnehmversagen auseinandersetzen und vielleicht ist sogar Jemand dabei, der aus unserem Ort kommt und mit dem oder der ich mich gut verstehe. So ein Forum wie dieses ist sehr hilfreich. Da gibt es gar nichts dran zu deuteln. Aber es ist eben virtuell. Die meisten benutzen nicht mal ein eigenes Bildchen als Avatar. Ich habe die letzten zehn Jahre nur virtuelle Sozialkontakte gehabt und keine realen. Auch daran möchte ich etwas ändern. Ich möchte wieder echte Menschen um mich haben und am Liebsten halt Menschen, die mit mir im gleichen Boot sitzen.

Naja und in dem Kurs wird auch erarbeitet, woran es liegt, dass man die Gewichtsreduktion nicht schafft und ich denke, wenn das gut läuft und man durch den Kurs und dem Fachpersonal, kombiniert mit dem dazugehörigen Sportprogramm, anfängt gut abzunehmen, wird das mit der OP auch nichts, weil dann die herkömmlichen Mittel erst ausgeschöpft werden müssen. Aber wenn die OP keinen Sinn macht, haben sie in dem Adipositas Zentrum bestimmt auch eine Adresse für mich, wo ich die Leute treffen kann, die in der gleichen Situation sind, wie ich.

 

Nö, dass sehe ich nicht so. Ich mache den Erfolg nicht von der Gruppe abhängig. Dauerhaft abnehmen kann doch nur dann gelingen, wenn man bereit ist, etwas in seinem Leben zu ändern. Bei mir sind reale soziale Kontakte ein Knackpunkt und es ist doch nichts neues, dass sich viele stark übergewichtige Menschen immer mehr isolieren. Aus Erfahrung weiß ich, dass ein Forum einem das Gefühl vermitteln kann, ein soziales Leben zu führen. Aber eigentlich ist es ein Trugschluss. Ein Forum hat viele Vorteile, ein soziales Leben kann es aber nicht ersetzen.

Ich mache den Erfolg des Abnehmens nicht von der Gruppe abhängig. Ich sehe die Gruppe als kleines Helferchen an, um mir wieder ein soziales Leben aufzubauen. Da treffen sich alle 14 Tage Leute, die eines gemeinsam haben, nämlich einen BMI über 40 und das ist genau das, was mir fehlt. Klar kann ich rausgehen. Das mache ich ja auch. Aber ich bin meistens immer die Dicke. Selbst beim Gassi gehen mit anderen Leuten macht sich das bemerkbar, einfach weil ich mit den schlanken Leuten nicht mithalten kann. Im Schwimmbad bin ich die ganz Dicke unter vielen schlanken Menschen. Im Restaurant oder im Cafe bin ich die ganz Dicke und der dünnen Mehrheit Das ist kein tolles Gefühl. Trotzdem gehe ich z.B. schwimmen.

In der Gruppe, in die ich gehen möchte, steche ich ein Mal nicht heraus. Da sind wir alle die ganz Dicke unter den ganz Dicken und wenn es gut läuft, treffe ich da Menschen mit denen ich hier vor Ort in echt und gemeinsam den Weg zum Wunschgewicht gehen kann. Und es ist doch eigentlich so, wenn ich nicht mehr richtig gucken kann, gehe ich zum Augenarzt, um es zu ändern, wenn ich Depressionen habe, gehe ich zum Facharzt, warum soll ich also nicht in ein Adipositas-Zentrum gehen, wenn ich Adipositas Schweregrad III habe. Das zeigt doch, dass ich gewillt bin, etwas an dem Istzustand zu ändern.